Dank KI: Wenn der bekannte, aber tote Vater Wahlwerbung für den Sohn macht

Noch bis Anfang Juni laufen die Wahlen in der größten Demokratie der Erde, es sind die ersten in Zeiten des KI-Hypes. Was das heißt, deutet sich längst an.

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Indische Flagge

(Bild: siam.pukkato/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

In Indien laufen die Parlamentswahlen und die Wahlkommission hat die Parteien jetzt vor der Verwendung von KI-generierten Deepfakes zur Verbreitung von Desinformationen gewarnt. Wenn sie auf eine diesbezügliche Video- oder Audiodatei aufmerksam gemacht werden, müssten sie die innerhalb von drei Stunden löschen, zitiert die Hindustan Times die Behörde. Gleichzeitig erläutert die Zeitung, dass Parteien die Benutzung von KI-Werkzeugen nicht untersagt wurde. Laut Medienberichten gibt es zahlreiche Beispiele für den Einsatz von KI-Technik im Wahlkampf. So werben dem Onlinemagazin Rest of World mehrere Kandidaten mit Videos, auf denen sich längst verstorbene Persönlichkeiten für sie einsetzen. In einem anderen Fall hat sich ein bekannter Politiker von einem angeblichen KI-Klon interviewen lassen.

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Rest of World berichtet etwa von einem Kandidaten im Süden des Subkontinents, der Videos verbreiten lässt, auf denen sein bekannter, aber vor Jahren verstorbener Vater in tamilischer Sprache sagt: "Auch wenn ich gestorben bin, so ist meine Seele bei euch." Weiter versichere die KI-generierte Kopie, dass sich "mein Sohn" für die Verbesserung der Zustände und den Fortschritt "eurer Kinder" einsetzen werde. Schon im Januar hat demnach auf einem ebenfalls KI-generierten Video ein populärer – aber 2018 verstorbener – Politiker der im Bundesstaat Tamil Nadu einflussreichen Partei DMK zu deren Jugendkongress gesprochen. Laut Al Jazeera gab es bereits mehrere solcher KI-generierten Auftritte des beliebten Politikers, immer wieder lobt die Kopie dabei den Sohn, den aktuellen Regierungschef des Bundesstaats.

Während diese Beispiele offenbar nicht gegen die Vorgaben der Wahlkommission verstoßen, wohl weil es sich nicht direkt um Desinformation handelt, gibt es dafür ebenfalls Beispiele. So haben mit Aamir Khan und Ranveer Singh zwei der bekanntesten Bollywood-Stars schon Ende April Videos als KI-generierte Fälschungen bezeichnet, in denen sie angeblich zur Abwahl von Premierminister Narendra Modi aufrufen. Außerdem gibt es Berichte über KI-generierte Stimmen von Wahlkämpfenden, die bei den Menschen anrufen und in scheinbar natürlichen Konversationen um ihre Stimmen werben. Ähnliches hat es bereits in den USA gegeben, wo in diesem Jahr auch eine wichtige Wahl ansteht. Auch dort haben Deepfakes bereits eine Rolle gespielt. In Indien deutet sich aber an, was noch alles möglich ist.

(mho)